Frau Sitte zum Mond

Natürlich ist das mal wieder ein klassisches Sommerloch-Thema: zukunft der bemannten Raumfahrt in Europa. Das 40-jährige Jubiläum der Mondlandung wirft die Frage auf, welchen Weg Europa in Zukunft in seiner Raumfahrt gehen will, und ob es politisch klug ist, die Initiative dauerhaft an China und Indien abzugeben. Stattdessen verkündet die Linke unisono mit den Grünen, bemannte Raumfahrt lohne sich nicht.

Dies aus einer politischen Tradition, die den technischen Fortschritt auch immer als einen Weg zur Verbesserung des Los der Menschen gesehen hat, entweder qua mechanischem Weltgeistgewirke (Kommunisten), oder aber als Abfallprodukt einer generellen Verbesserung der Menschheit (Liberalismus).  Stattdessen propagieren Grüne und Linke nun einhellig den Provinzialismus als Erlösungshoffnung: Wenn wir erst alle unser Holzspielzeug bei manufactum bestellen und die gen-reinen Tomaten auf dem Dachgarten in den Himmel wachsen, werden wir alle selig werden. Was die Millionen Bangladeshis, die vorraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten in Überschwemmungen ertrinken oder durch Überflutungen schlicht verhungern werden, ohne, dass sie ein Jota der sie hinwegschwemmenden Klimakatastrophe verursacht hätten, sicherlich trösten wird.

Aber natürlich ist das Private politisch und die großen Zusammenhänge verworren, deswegen verabschieden wir uns am Besten einfach von der Frage, wie global Lösungen gefunden werden können für ein globales Problem, denn das dauert einfach zu lange für einen Wahlzyklus, und die bösen Amis lassen uns ja einfach nicht so machen wie wird das wollen. Warum nur?

Das Ganze natürlich von zwei Parteien, die sich so quietschbunt die Freiheit auf die von der Schwulenbewegung geklauten Fahnen gemalt haben, dass sie von Clowns ununterscheidbar geworden sind. Aber Ihre Freiheit ist aus der Zeit der Rasterfahndung, ist eine Freiheit, in der Kontrolle zentralisiert und daher Macht und deswegen böse ist, eine Freiheit, die sich durch Anonymous und Google mehr bedroht fühlt als durch die Verschärfung von Sicherheitsgesetzen oder dem allgegenwärtigen Gesundheitsterror, weil Sie Freiheit immer nur als Freiheit durch Kontrolle und nicht als Freiheit durch Möglichkeit sieht.

Und da schließt sich der Kreis: All das was früher die Linke mal modern, spannend und vor allem sexy machte ist einer deprimierend nickeligen Borniertheit gewichen. Die Linke hat sich in die Schmollecke verzogen, weil man Sie nicht hat mit der Weltrevolution spielen lassen. Wenn Sie schon nicht die Welt retten, dann darf es wenigstens der Stadtwald von Oberotterbach sein oder der Landwehrkanal. Stattdessen müssen die Nerds eigene Parteien gründen und alles von vorne lernen, weil die Eltern sich in der Eckkneipe treffen und über die gute alte Zeit schwadronieren. But the geek shall inherit the earth.

Ich jedenfalls hoffe, dass meine Kinder die Erste Direktive genauso spannend finden wie Käfer im Gras, und ich würde mir sehr wünschen, wenn wir tatsächlich 257 Milliarden Dollar im Jahr für die Raumfahrt ausgeben würden, wie manche Leute so daherfantasieren. Besser dafür als für Agrarsubvention und Kohlebergbau.

P.S.: Was den Seitentitel angeht: Es wäre zu schade um den Aufwand, da bin ich mir ausnahmsweise mit der Politik einig