Die Wahnsinnigen

In Hamburg hat am 25. Oktober eine Gruppe von Vermummten die Besucher des Programmkinos „B-Movie“ in St. Pauli unter Beschimpfungen und Schlägen davon abgehalten, sich einen Film anzusehen. Laut der Erklärung, die anschließend herausgegeben wurde, handelte es sich dabei um eine „pro-zionistischen Veranstaltung“ und mithin „Hetze“, die man erfolgreich gestoppt habe. Die ganze Mentalrandale mag hier nachlesen, wer Interesse verspürt, selbstverständlich haben die freundlichen Vermummten nur auf „Provokation“ und „Propaganda“ reagiert – man ist ja auf der Linken (wie der Text richtig beobrachtet, aber dann auch gleich bewußtlos reproduziert) immer in der Verteidigung, gegen den Kapitalismus, gegen die Verhältnisse und eigentlich, so wie es sich in St. Pauli anhört, gegen den Rest der Welt.

Soweit, so deutscher Alltag im Weltbefreiungszoo. Peinlich, ärgerlich, unakzeptabel und kommentierungswürdig wird die Keilerei zwischen Antiimps und Antideutschen allerdings durch den Film, um den es sich dreht: Claude Lanzmanns „Warum Israel?„, in dem selbstverständlich Araber nicht zu Wort kommen, weil es sich eben um einen Film über Juden handelt. Aber vielleicht würde das B5 auch einen Film bekämpfen, in dem keine Pinguine vorkommen, weil er in Alaska spielt – wenn er denn von Antideutschen gezeigt werden würde. Dann wäre  Claude Lanzmann unschuldig in einen Streit zwischen zwei linken Splittergruppen geraten, der sich halt nur zufällig um Israel dreht.

Denkste. Denn entgegen der ersten Beteuerungen, die Aktion habe sich gar nichit gegen den Film gerichtet, den man ja habe diskutieren können, tritt B5 dann in der Erklärung nochmals ordendlich nach, zitiert Lanzmann aus dem Kontext gerissen und bringt natürlich die armen toten Kinder ins Spiel.

Ich schreibe das hier nicht nur, weil ich es leid bin Leuten zu erklären, dass es keinen Unterschied zwischen Antizionismus und Antisemitismus gibt. Die Frage wurde in den 80ern bereits abschließend behandelt, und wer auf einer Ebene mit SA-Aktionen (die waren die letzten, die in Hamburg die Aufführung von Filmen jüdischer Filmemacher verhindert haben) operiert, darf von mir auch keine Links als „Beleg“ erwarten.

Ich schreibe das hier weil ich es beschämend finde, dass die deutschen Medien zwei Wochen brauchen, um so ein Elend aufzugreifen, weil mich so öffentlich zur Schau gestellte Ignoranz immer wieder – wütend macht.