Je genauer man hinschaut, desdo verrückter wird die Welt

So ein wenig ist das wie im Wald – alles still und ruhig und beschaulich, und dann dreht man einen toten Baumstamm um, nur mal so, und darunter verbirgt sich eine wuselnde Welt voller Lebewesen, die aussehen wie Aliens und in großer Aufregung dringenden Aufgaben nachgehen, die niemand mehr versteht. Und je genauer man hinschaut, desdo verwirrender werden die Dinge, als gäbe es nicht nur einen Ereignis-, sondern auch einen Erkenntnishorizont. Je genauer wir uns ein Ereignis anschauen, desdo seltsamer erscheint irgendwann dessen Ablauf, bis es zerfällt in eine Sammlung absurder Zufälligkeiten und Gleichzeitigkeiten, in der keine Spur von Ursache und Wirkung mehr zu finden ist.

Für die Ermordung Kennedys ist das einmal bereits wundervoll aufbereitet worden, und  Ähnliches kennt man ja vom toten Barschel, der auch nach mehr als zwanzig Jahren noch die Blätter rauschen läßt. Eine unvollständige Liste der am 10. Oktober in Genf zufällig, angeblich oder tatsächlich im oder ums Hotel Beau-Rivage tappenden Gestalten nennt Agenten des CIA, des Mossad, des KGB, des BND, und natürlich verschiedener anderer Abgesandte des Organisierten Verbrechens und anderer Schattierungen der Unterwelt. Und natürlich hängt das alles mit Lockerbie zusammen.

Ähniches zeichnet sich gerade im Fall der ermordeten Polizistin Michéle Kiesewetter ab. Nicht nur, dass die Mörder sich die Möhe machten, 300km durch die Republik zu fahren, um am hellichten Tag Polizisten zu erschießen, es sammelt sich gerade eine absurde Menge von Schlapphüten, Islamisten, V-Leuten, Polizisten und Nazis, die am 25. April 2007 angeblich oder faktisch durch Heilbronn wanderten:

  • Erstens wären da natürlich Agenten des US-amerikanischen Geheimdienstes DIA (Defense Intelligence Agency), die eine Observation eines Bankgeschäfts wegen einer Schießerei abbrachen.
  • Als nächstes hätten wir da zwei Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz, die angeblich mit den DIA-Agenten zusammen unterwegs waren, was die entsprechenden Landesämter natürlich beleidigt verneinen.
    Gemeinsam oder nicht, es ging jedenfalls um die Bobachtung der Bareinzahlung von 2,3 Millionen Eurbei der Bank Santander. Normaerweise Beträge, bei denen eine Geldwäscheprüfung vorgenommen wird, worauf die Bank großzügigerweise verzichtete.
  • Ebenfalls vor Ort: Multitalent Metlüv Kar, seines Zeichens V-Mann und bestens vertraut mit der Sauerland-Gruppe und verschiedenen anderen islamistischen Terrozirkeln, die er teilweise selbst gründete, ein Mann für jede Situation, versiert im Umgang mit Al Quaida-Kadern und dem türkischen Geheimdienst.
  • Und nicht zuletzt: zwei Araber, einer davon Mitglied der Hamas, ein anderer im Kontakt mit Metlüv Kar. Und es klingt so, als seien da mehr Schüsse gefallen als nur die auf die Polizistin.

Jetzt warte ich noch, wann der erste Bericht über Mossad-Agenten auftaucht. Die Russen sind ja seit 1990 aus dem Spiel.

Alles natürlich nur angeblich, und nach Aussage von, und in Gegendarstellung zu, denn das ist ja der Punkt: Am Ende wird man auch in zwanzig Jahren nicht wissen, wer was genau warum tat, und wieso dabei Menschen sterben mußten. Was man jetzt schon weiß, und auch vor zwanzig Jahren, vor fünfzig Jahren schon wußte, ist, dass aus den Desinformationsagenturen kein Stück Wahrheit herauszuholen ist.