Verhältnismäßigkeiten

Alleine die Lektüre des Wiki-Artikels zum Thema bereitet mir schon Übelkeit. Wobei auch ein ziemlich absurdes Verständnis von NPOV dazugehört, nach einer derart langen Liste von Verbrechen an Kindern noch davon zu sprechen, dass

Manche gehen davon aus, (…) dass der Anteil unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt.

Hier juckt es mich doch sehr ein [[citation needed]]-Schild mitzubringen und zu sehen, wer sich selbst mit einer derartigen Aussage disqualifizieren will.

Ich bringe dieses unappetitliche Thema nur deswegen auf, weil mich gerade folgendes wundert: Gegenüber den eigenen Schäfchen zeigt die katholische Kirche eine an Komplizentum erinnernde Nachsicht, die es ihr eingebrockt hat, dass man sie straffrei im als „Kinderfickersekte“ bezeichnen darf.

Und es gibt noch einen Täter, einen Priester, der alles zugegeben hat und bei dem ich nicht weiß, was ich mit ihm anfangen soll

(so der Meisner aus Aachen, dem das Konzept des Einsperrens von geständigen Verbrechern wohl zu weltlich vorkommt), denn

Barmherzigkeit müsse für alle gelten, auch wenn das manchmal schwerfalle.

und was dergleichen mehr salbadert wird, wenns denn seine eigenen geilen Böcke, pardon: Schafe, trifft.

Falls sich jemand dagegen wirklich um Kindern kümmert in einer Form, die von den Eltern der betroffenen Kinder unterstützt und für gut beheißen wird, dann ist es natürlich dennoch untragbar, falls sich ein Makel finde, also hinfort mit der eheschänderischen Kindergärtnerin. Die Tatsache, dass die Stelle der guten Frau auch noch zu 100% von der Stadt finanziert wird, der entspreche Pfarrer also die kirchliche Idee von Moral auch noch auf Kosten normaler Bürger durchdrücken will, wendet den ganzen Vorgang von einer Farce zu einer Unverschämtheit. Jemand, der sich scheiden läßt, wird gekündigt, Pädophile dagegen barmherzig versetzt auf die nächste Jugendbetreuungsstelle. Oder befördert.

Leider ist die Trennung von Staat und Kirche in Deutschland eine Lachnummer. Je mehr ich darüber erfahre, desdo weniger leuchtet mir ein, wieso der Staat die Kirchen alimentiert, ihnen Kindergärten, Schulen, Fakultäten und Gebäudemieten bezahlt, anstatt diesen ganzen Rotz vor die Tür zu setzen und sich selbst zu überlassen.

Wenn die Kirchen wirklich soviel Kulturgut besitzen, wird Ihnen das sicher jemand abkaufen.

 

 

Je genauer man hinschaut, desdo verrückter wird die Welt

So ein wenig ist das wie im Wald – alles still und ruhig und beschaulich, und dann dreht man einen toten Baumstamm um, nur mal so, und darunter verbirgt sich eine wuselnde Welt voller Lebewesen, die aussehen wie Aliens und in großer Aufregung dringenden Aufgaben nachgehen, die niemand mehr versteht. Und je genauer man hinschaut, desdo verwirrender werden die Dinge, als gäbe es nicht nur einen Ereignis-, sondern auch einen Erkenntnishorizont. Je genauer wir uns ein Ereignis anschauen, desdo seltsamer erscheint irgendwann dessen Ablauf, bis es zerfällt in eine Sammlung absurder Zufälligkeiten und Gleichzeitigkeiten, in der keine Spur von Ursache und Wirkung mehr zu finden ist.

Für die Ermordung Kennedys ist das einmal bereits wundervoll aufbereitet worden, und  Ähnliches kennt man ja vom toten Barschel, der auch nach mehr als zwanzig Jahren noch die Blätter rauschen läßt. Eine unvollständige Liste der am 10. Oktober in Genf zufällig, angeblich oder tatsächlich im oder ums Hotel Beau-Rivage tappenden Gestalten nennt Agenten des CIA, des Mossad, des KGB, des BND, und natürlich verschiedener anderer Abgesandte des Organisierten Verbrechens und anderer Schattierungen der Unterwelt. Und natürlich hängt das alles mit Lockerbie zusammen.

Ähniches zeichnet sich gerade im Fall der ermordeten Polizistin Michéle Kiesewetter ab. Nicht nur, dass die Mörder sich die Möhe machten, 300km durch die Republik zu fahren, um am hellichten Tag Polizisten zu erschießen, es sammelt sich gerade eine absurde Menge von Schlapphüten, Islamisten, V-Leuten, Polizisten und Nazis, die am 25. April 2007 angeblich oder faktisch durch Heilbronn wanderten:

  • Erstens wären da natürlich Agenten des US-amerikanischen Geheimdienstes DIA (Defense Intelligence Agency), die eine Observation eines Bankgeschäfts wegen einer Schießerei abbrachen.
  • Als nächstes hätten wir da zwei Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz, die angeblich mit den DIA-Agenten zusammen unterwegs waren, was die entsprechenden Landesämter natürlich beleidigt verneinen.
    Gemeinsam oder nicht, es ging jedenfalls um die Bobachtung der Bareinzahlung von 2,3 Millionen Eurbei der Bank Santander. Normaerweise Beträge, bei denen eine Geldwäscheprüfung vorgenommen wird, worauf die Bank großzügigerweise verzichtete.
  • Ebenfalls vor Ort: Multitalent Metlüv Kar, seines Zeichens V-Mann und bestens vertraut mit der Sauerland-Gruppe und verschiedenen anderen islamistischen Terrozirkeln, die er teilweise selbst gründete, ein Mann für jede Situation, versiert im Umgang mit Al Quaida-Kadern und dem türkischen Geheimdienst.
  • Und nicht zuletzt: zwei Araber, einer davon Mitglied der Hamas, ein anderer im Kontakt mit Metlüv Kar. Und es klingt so, als seien da mehr Schüsse gefallen als nur die auf die Polizistin.

Jetzt warte ich noch, wann der erste Bericht über Mossad-Agenten auftaucht. Die Russen sind ja seit 1990 aus dem Spiel.

Alles natürlich nur angeblich, und nach Aussage von, und in Gegendarstellung zu, denn das ist ja der Punkt: Am Ende wird man auch in zwanzig Jahren nicht wissen, wer was genau warum tat, und wieso dabei Menschen sterben mußten. Was man jetzt schon weiß, und auch vor zwanzig Jahren, vor fünfzig Jahren schon wußte, ist, dass aus den Desinformationsagenturen kein Stück Wahrheit herauszuholen ist.

 

180 Grad

Hallo Grüne,

also, falls sich jemand von Euch noch fragt, wieso ihr nur noch von 55jährigen Eso-Muttis und altlinken Studienräten gewählt werdet, wieso Euch die Jugend wegläuft und Euer Personal ziemlich planlos aussieht, wenn es um die Internetze geht:

Das könnte daran liegen, dass ihr vernünftige Positionen, wie z.B. die Einführung einer Kulturflatrate, die Begrenzung des Immaterialgüterrechts auf 5 statt auf 70 Jahre und die Ablehnung von Netzsperren, die Euch ein paar nette Leute aufgeschrieben haben, durch ein paar schicke Lobbyisten einfach mal weglasern lassen wollt. Heise hat dazu noch ein paar schicke Hintergründe, aber wenn Jens Michow und Frank Dostal am Grünen-Wahlprogramm basteln, dann kann das nur übel enden.

Allerdings könnt ihr Euch damit ja trösten, dass solche Leitanträge bisher bei Euch in schönster sozialdemokratischer Manier immer genau dann Essig wurden, sobald es einen Funken Hoffnung auf Regierungsbeteiligung gab. Wie auch der Gedanke, teile des Wahlprogramms durch die Leute schreiben zu lassen, dies später dann auch mal betrifft, zwar mal da war, so um 2005, aber das Ergebnis dann doch wohl zu sehr erschreckte. Sonst hättet ihr damals das entstandene Wiki nicht einfach wieder gelöscht und was ganz anderes beschlossen.

Nun darf man gespannt sein, wie schnell die Piraten diesem Prozess des Politikerwerdens zum Opfer fallen, LiquidFeedback Ja oder Nein. Aber keine Sorge, den Ruhm, als erste Partei einen ausländischen Staat ohne vorherigen Segen der UN angegriffen zu haben, nimmt Euch keiner mehr.

Wählerbeschimpfung II

Zum Thema Volksabstimmungen und Demokratie heute mal von der CSU:

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte der „Saarbrücker Zeitung“, Volksentscheide seien „kein Allheilmittel“. Entscheidungen ließen sich oft nicht auf ein Ja oder Nein herunterbrechen.

Wie stimmen die im Parlament sonst ab? „Alle die für ‚Mal schauen‘ sind, bitte etwas von der ‚Müssen wir noch drüber Nachdenken‘ Gruppe abrücken… da hinten am Herrenklo sammelt sich dann bitte die Gruppe der ‚Erst mal Mittagspause‘-Stimmen, und hier vorne zur ‚Alle beide Lösungen finde ich irgendwie nicht so toll‘-Stimmabgabe“?

Oder doch Ja/Nein/Enthaltung?

Die Opposition dagegen wittert Böses:

Für die Opposition sind solche Forderungen aus den Reihen der Koalition nichts anderes als Populismus.

Genau, weil, diese Forderung, die ist ja .. also, gar nicht so gemeint, also die hätten wir fordern müssen, dann wäre das basisdemokratisch, aber so, die wollen das ja nicht wirklich, sondern reden nur davon.

Gefunden, wie so vieles dieser Tage,bei Fefe und dem schlimmen Focus.

Wichtige Fragen der Arbeitswelt VI

Wenn ich für ein kleines, aufsteigendes Unternehmen arbeite, dessen Zukunft ungewiss ist, dann zahlt der Chef gerne mal mit Aktien – zumindest in den USA, und zumindest im Web-Bereich. Ein faires Geschäft: Meine Karriere kann schnell vorbei sein, wenn die Firma scheitert, was bei Startups ja ab und an vorkommen soll. Ich tausche also die sichere Laufbahn und festes Gehalt in einem großen Unternehmen gegen ein höheres Risiko, aber auch höhere Bezahlung bei Erfolg ein.

Ist es da nicht etwas geschmäcklerisch, oder sogar unmoralisch,nicht zu sagen geradezu eklig gierig, wenn das Unternehmen, nachdem es großgeworden ist, nun beschließt, dass ich meine ganzen Aktionoptionen wieder herausgeben soll, da ich sie ja gar nicht verdient habe? Ist es nicht so, dass der Verdienst in diesem Fall darin bestand, sich mit Einsatz der eigenen Karriere an einem unternehmerischen Risiko zu beteiligen? Wäre das nicht ebenso, als würde mein Chef Teile meines letzten Jahresgehalts wiederhaben wollen, weil ich es nicht verdient hätte?

Offenbar sieht Zynga das anders. Aber anders wird man wohl nicht reich.